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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eingreifen oder Zuhören?



Elma
09.09.2008, 01:14
Hallo,
ein guter Freund von mir, 40 Jahre alt, hat vor ca. einem Jahr angefangen, sich zu "ritzen". Einige Monate zuvor hat ihn seine Partnerin verlassen, woraufhin für ihn eine Welt zusammengebrochen ist. Trotz nunmehr über einjähriger Trennung ist er m.E. phasenweise noch immer sehr depressiv. Das Ritzen erfolgte seitdem im Abstand von ca. zwei Monaten, wobei die Abstände seinen Angaben zufolge mit zunehmender Trennungszeit größer geworden sind. Nachdem er sich zunächst einen seiner Arme ritzte, bis dort kein weiterer Platz mehr war, ritzte er sich zuletzt die Brust / Oberkörper. Das Ritzen geschieht ausschließlich in stark alkoholisiertem Zustand.

Aus unseren vielen und regelmäßigen Telefongesprächen (von der Trennung an) vermittelte sich mir der Eindruck, dass sein Leidensdruck noch immer erheblich ist. Er selbst geht auch davon aus, sich (auf unbestimmte Zeit) weiterhin zu ritzen / ritzen zu müssen. Er nimmt das Ritzen nicht als ein echtes Problem wahr, für ihn besteht sein einziges Problem in seinen fortwährenden Gedanken an seine Ex-Partnerin. Die Zuhilfenahme eines Psychologen / Therapeuten lehnt er mit der Begründung, nicht daran zu glauben, dass diese ihm helfen könnten, ohne diese Frau leben zu können, kategorisch ab.

Er hat einen Bruder, mit dem er ab und zu telefoniert (wohnt weit entfernt), zu weiteren Familienangehörigen hat er nur oberflächlich Kontakt. Freunde hat er in seiner Umgebung so gut wie keine, da er erst kurz vor der Trennung seiner Partnerin folgend in ein anderes Bundesland gezogen war.

Ich frage mich, ob meine Rolle im Hinblick auf sein SSV weiterhin lediglich auf die des Gesprächspartners beschränkt bleiben oder ob ich in irgendeiner Weise aktiv eingreifen sollte. Mein Gedanke ist, seinen Bruder (Sozialarbeiter), der vom SSV nichts weiß, darüber zu informieren, da ich davon ausgehe, dass dieser mangels Kenntnis dessen mögl. eine falsche Vorstellung vom seelischen Zustand meines Freundes hat und daher bislang weniger Kontakt hält, was sich dann aber mögl. ändern würde. Als Bruder hat er viell. einen anderen und besseren Zugang zu ihm als ich. Bin ich angesichts der Schwere von SSV nicht auch grundsätzlich irgendwie verpflichtet, seine Familie bzw. seinen Bruder darüber zu informieren? Andererseits hat er selbst es bislang nicht getan.

Hat jemand Erfahrungen damit?

Vielen Dank schonmal im Voraus

Elma

Evangeline's
09.09.2008, 12:40
hallo elma




ich finde es gut das du dich so um ihn kümmerst und ihm helfen willst
davon möchte ich dir aber dringenst abraten , denn das könnte
eure freundschaft kaputt machewenn ich mir vorstelle das ich in seiner situation wäre
würde ich mich wohl verraten und verkauft fühlen und auch sehr wütend werden
wenn es hinter meinem rücken weiter erzählt werden würde
aber das wären nur meine gedanken , es kann auch sein das dein freund ganz anders reagiert.

aber ch glaube jemanden zu zwingen oder im hilfe auf zu drücken egal in welcher form bringt nichts , derjenige muß selbst einsehen das ihm sein verhalten schadet
und muß es auch selbst ändern wollen ,
ich glaube du tust ihm den größten gefallen , das du einfach nur da bist ,
das er mit dir redet finde ich ein großes privileg , da viele svv ler ihre krankheit geheim halten und schwierigkeiten haben , über ihre probleme zu reden

ich könnte mir gut vorstellen , da er erst sehr spät damit angefangen hat ,
vlt nur vorübergehend ist , durch die trennung und es sich immer mehr reduzieren wird umso mehr die trennung verarbeitet ist
aber ich weiß es nicht , ich hoffe es




lg

Rosen...
09.09.2008, 13:05
Hallo elma, ich möchte mich da Evangeline's völlig anschließen. Hinter seinem Rücken den Bruder zu informieren wäre auch bei mir ne Tatsache, auf die ich sehr böse reagieren würde. Vielleicht fragst du ihn ja mal, ob er vielleicht mit seinem Bruder mal darüber reden möchte, dann kannst du die Reaktion schon mal ganz gut abschätzen. Vielleicht sagt er ja: Ja, könnte ich mal machen oder so etwas, dann kannst du anbieten, es mit ihm zusammen zu tun. Aber alleine? Ich würds auch lassen.

Sternelein
09.09.2008, 22:14
Heii Elma,
ich kann was die anderen beiden sagen, nur unterstützen, hinter seinem Rücken es weiterzuerzählen, wäre keine gute Idee, er muss es seinem Bruder wenn dann selbst sagen!
Wie gesagt, ich denke er möchte, nicht, dass es viele wissen, den Svv is ne Sache, die einem unangenehm ist, wenn es viele wissen, damit kommt man nicht so leicht klar, damit offen umzugehen (weiß es so zumindest von mir selbst).
Ich würde dir empfehlen einfach für ihn da zu sein, wenn er reden will ihm zuhören und wenn er nicht reden möchte, ihn nicht zu zwingen.

Ich kann mir vorstellen, dass du dich ziemlich hilflos in dieser Situation grad fühlst, aber du kannst ihn nicht zwingen Hilfe anzunehmen.
Finde es aber klasse, dass du ihm helfen möchtest, übertreib es darin bloß nicht (soll nicht böse gemeint sein ;-))
Hoffe er bekommt es in Griff.
Alles gute
Sternelein

little^*^devil
09.09.2008, 23:37
Hallo Elma
ich rate auch davon ab es dem Bruder deines Freundes hinter dessen Rücken zu erzählen ich würde dann glaub ich durchdrehen... allerdingst geh ich damit eig. ganz offen um gute Freunde wissen das und teilweise sogar meine Familie... ich weiß aber das das nicht der normal Fall ist... ich und eine Freundin die sich leider auch ritzt unterstützen uns gegenseitig und geben uns Tipps und was wir dagegen tun können oder unternehmen gemeinsam etw. zur Ablenkung z. B.: gehen irgend wohin (shoppen oder essen), manchmal hilft auch einfach nur reden oder telefonieren und einfach nur dem jenigen dem es schlecht geht zuhören...
lg
little^*^devil

10.09.2008, 18:30
Hallo,

vielen Dank für eure Antworten. Der Bruder sollte meinem Freund von seinem Wissen über dass SSV natürlich nichts erzählen. Ich will nochmal verdeutlichen, dass es mir nur darum geht, den Bruder meines Freundes darauf nachhaltig aufmerksam zu machen, wie schlecht es meinem Freund wirklich geht, weil ich annehme, dass der Bruder sich dann tatsächlich intensiver um ihn kümmern würde. Derzeit sieht er ja verständlicherweise keinen Anlass dazu. Einfach nur zu sagen, es gehe seinem Bruder schlecht, halte ich für wenig überzeugend, da der Bruder mich schon gar nicht kennt, dass er sich ritzt, hingegen sehr.

Solltet ihr das bereits so verstanden haben, werde ich euren Rat befolgen. Vielen Dank nochmal dafür, werde beobachten, wie es weitergeht.

Mfg
Elma

Evangeline's
10.09.2008, 22:17
hallo elma

ich denke wirklich wenn er mitbekommen würde " was ganz sicher wäre"
auch oohne das mann ihm das sagt würde er bemerken das sein bruder sich mehr kümmert und es wird ihm spanisch vorkommen
da es mom. ja nicht der fall ist , und das finde ich schon als vertrauensbruch
" nur weils mr nicht gut geht du ihn drauf hingewiesen hast kümmert er sich
aber das wären nur meine gedankengänge
das kann mann nicht so veralgemeinern
vlt. versuchst du dich in seine lage zu versetzen und schaust wie es dir
damit gehen würde :-)


wir können nur ratschläge geben , du kennst ihn am besten
vertraue auf dich und dein gefühl


lg

12.09.2008, 15:15
Hallo Eva,

ja klar, ich an seiner Stelle, wenn ich es erfahren würde... Wenn ich danach fragen darf, bist Du wie Little Devil und Sternelein auch eine "Betroffene", wie es im Forum genannt wird? Weil es ja nochmal eine extra Unterteilung in "Betroffene" und "Angehörige" gibt. Die Meinung von "Angehörigen" diesbzgl. würde mich nämlich auch interessieren, ist halt 'ne andere Perspektive. Mal abwarten, ob noch ein Feedback aus dieser Richtung kommt.

LG
Elma

Evangeline's
12.09.2008, 22:11
hallo elma


fragen darf mann alles :-))smilykneep
ja ich bin selbst betroffen ;-)
dann drück ich dir die daumen das du noch ein paar meinungen
bekommst , was erwartest du oder erhoffst du dir von angehörigen?
mal neuguerig bin :oops:


lg